"TOD IM WASSER" (2020 / 2022)
WALTER KRATNER // „Tod im Wasser“
„In Zeiten von Pandemie und Krieg erweckt ein fast steter Aufenthalt in virtuellen Räumen den Anschein, dass Entferntes in gefühlte Nähe rückt.“
Während sich Europa in einer schweren Krise befindet, spielen sich jedoch vor den Toren des Kontinents auf dem Mittelmeer Dramen ab, die kaum noch jemand zur Kenntnis nimmt. Die Krise scheint ein Vorwand zu sein, um Flüchtlinge, die in Seenot geraten, nicht mehr retten zu müssen.
Fast spielerisch rückt die Objektinstallation „Tod im Wasser“ eine ertrinkende Tierfigur − ein afrikanisches Zebra − in den Fokus.
Material:
Tierfigur (Zebra), destilliertes Wasser (ca. 5 Liter), Waschschüssel (Blech, weiß, gebraucht), Stein, 2 Schraubenzwingen, Holzkonstruktion (weiß lackiert), Filz (schwarz), Handgriffe; Dim.: ca. 130 x 170 x 110 cm
Ausstellungsforografie: Franz Sattler
Objektinstallation für: Kulturstock 3, Österreich // „Metamorphosen“
Ovid, Buch I
Metamorphosen 253-312 (Deutsche Übersetzung) – Die Sintflut
(…) Ein Wolf schwimmt zwischen Schafen, die Welle trägt gelbe Löwen,
(305) sie trägt auch Tiger mit sich, und nichts nützen dem Eber seine Blitzeskräfte,
und nichts dem weggetragenen Hirsch seine schnellen Beine,
und nachdem er lange Erde gesucht hatte, wo er anhalten könnte,
fällt der irrende Vogel mit ermatteten Flügeln ins Meer.
Die ungeheure Zügellosigkeit des Wassers hatte Hügel bedeckt,
(310) und es schlugen neue Fluten auf die Berggipfel.
Der größte Teil wird von der Welle weggerissen, und jene, die die Welle verschont hat, vernichtet langes Hungern durch fehlende Nahrung.
Roman Grabner (Joanneum, Graz)
„(…) Walter Kratner stellt (…) eine Metamorphose, eine Transformation dar. Sie wissen, das kommt öfters in der Literatur vor, – bekanntlich ursprünglich bei Ovid. Sein Konzept geht wiederum auf Heraklit und noch weiter zurück. Eine dieser Metamorphosen, die sie sicherlich kennen, ist die der Sintflut.
(…) Irgendwann ist der Mensch in seiner eigenen Wandlungsfähigkeit offensichtlich beschränkt. Er meint, um die Außenwelt kennen zu lernen, müsse man sich selbst kennen, um dann die Gesellschaft zu ändern. Diese Vorstellung funktioniert aber nicht und so gibt es in den meisten Kulturen eine Sintflut. Durch sie soll ein neues Leben, – ein anderes Leben entstehen. Walter Kratner nimmt mehr oder weniger eine der Metamorphosen von Ovid auf und zeigt in seiner Installation ein Zebra. Der Künstler geht dabei auf den Originaltext zurück und macht darauf aufmerksam, dass wir so von Neuigkeiten, Bildern und Nachrichten umgeben sind, dass wir viele Dinge außer Acht lassen. Dazu gehört auch die Außerachtlassung, dass tagtäglich Hunderte Menschen im Mittelmeer ertrinken und vielleicht sogar an unser wunderbares Urlaubsgebiet angeschwemmt werden. Somit stellt der Künstler die Frage nach der Wandelbarkeit, nach der Wandelfähigkeit des Menschen, in den Raum. (…) Zit.: Roman Grabner (Joanneum, Graz)
"La patria morta / Die tote Heimat"
Walter Kratner ha creato una serie di immagini per dare vita ad una memoria che non c’è più. Foto di oggetti (vecchi e decontestualizzati), foto di modelli plastici (composti di cartone, terra, tessuti…), disegni (semi graffiati ed oscurati), immagini d’archivio… raccontano una storia la cui verità è aleatoria perché la verità vera è svanita nel nulla.